v v v robert louis stevenson= das flaschenteufelchen= uebersetzt von heinrich conrad= teil 14= 11 wpm= 55 bpm= uebertragen von dm3da mit ebook2cw ich hatte all mein geld in meinem geschaeft aufs spiel gesetzt und hatte fremdes geld unterschlagen= ich waere sonst verloren gewesen und haette ins gefaengnis gehen muessen= armes geschoepf= sagte keawe= sie wagten ihre seele an ein so verzweifeltes abenteuer, um der gerechten strafe fuer ihre missetat zu entgehen= und sie denken, ich koennte zoegern, da ich es aus liebe tue? geben sie mir die flasche und kleingeld heraus, das sie, davon bin ich ueberzeugt, schon zur hand haben. hier ist ein 5 centstueck. es war so, wie keawe vermutet hatte: der junge mann hatte das kleingeld in einer schublade bereitliegen= die flasche wechselte den besitzer, und kaum hatten keawes finger den flaschenhals umspannt, so hatte er den wunsch ausgesprochen, wieder eine reine haut zu haben. und richtig= als er in sein zimmer kam und sich vor einem spiegel nackt auszog, da war sein leib blank und rein wie der eines neugeborenen kindes. und nun kam das sonderbare. kaum hatte er dieses wunder gesehen, da aenderte sich sein sinn, und er machte sich gar nichts mehr aus dem chinesenuebel und wenig genug aus kokua und hatte nur den einzigen gedanken, dass er jetzt fuer zeit und ewigkeit dem flaschenteufel verfallen sei und keine bessere hoffnung habe, als ewiglich in den flammen der hoelle zu brennen. in weiter ferne sah er vor seines geistes augen die flammen lodern, und seine seele schauderte zurueck, und finsternis fiel auf das licht. als keawe ein wenig zu sich kam, bemerkte er, dass es ein abend war, an dem die musikbande im gasthaus spielte. dorthin ging er, weil er angst hatte, allein zu sein= und dort lief er unter gluecklichen gesichtern hin und her und hoerte die melodien auf und ab schweben und sah berger den takt schlagen, und die ganze zeit hoerte er die flammen prasseln und sah das rote feuer in der bodenlosen hoellentiefe brennen. ploetzlich spielte die musik: hiki ao ao, das war ein lied, das er mit ivokua gesungen hatte, und bei diesen klaengen kam ihm der mut wieder, und er dachte:= es ist nun mal geschehen, und so will ich noch einmal mit dem boesen auch das gute hinnehmen= und so geschah es, dass er mit dem ersten dampfer nach hawaii zurueckfuhr, und sobald es geschehen konnte, wurde er mit kokua vermaehlt und brachte sie nach dem blanken hause am berghang. nun war es so mit diesen beiden: wenn sie beisammen waren, dann war keawes herz beruhigt= aber sobald er allem war, befiel ihn ein bruetendes grauen, und er hoerte die flammen prasseln und sah das rote feuer in dem bodenlosen hoellenabgrund brennen. das maedchen hatte sich ihm ganz und gar zu eigen gegeben= das herz huepfte ihr in der brust bei seinem anblick, ihre hand schlug sich in die seinige= und sie war so schoen gestaltet von den haaren auf ihrem kopf bis herab zu den naegeln ihrer zehen, dass kein mensch sie ohne freude ansehen konnte. sie war liebreich in ihrem wesen. stets wusste sie ein gutes wort zu sagen. voll von gesang war sie und ging hin und her in dem blanken hause, das schoenste in seinen drei stockwerken, und schmetterte ihre lieder wie die voegel. keawe sah und hoerte sie mit entzuecken, und dann musste er sich beiseite schleichen und weinen und stoehnen, wenn er an den preis dachte, den er fuer sie bezahlt hatte= und dann musste er seine augen trocknen und sein gesicht waschen und zu ihr gehen und mit ihr auf den breiten balkonen sitzen, in ihre lieder einstimmen und, mit einem kranken gemuet, auf ihre laechelnden blicke antworten. es kam ein tag, da begannen ihre fuesse schwer und ihre lieder seltener zu werden= und nun war es nicht keawe allein, der abseits weinte, sondern jedes von ihnen beiden sonderte sich von dem anderen ab, und sie sassen auf gegenueberliegenden balkonen, die die ganze breite des blanken hauses trennte. keawe war so in seine verzweiflung versunken, dass er die veraenderung kaum bemerkte und nur froh darueber war, dass er mehr stunden fuer sich hatte, um allein zu sitzen und ueber seinem schicksal zu brueten, und dass er nicht so oft dazu verdammt war, mit einem kranken herzen ein laechelndes gesicht zu zeigen. aber eines tages, als er leise durch das haus ging, da hoerte er einen ton wie von einem schluchzenden kinde, und da lag kokua mit dem gesicht auf den brettern des balkons und weinte wie eine verlorene seele.