v v v robert louis stevenson= das flaschenteufelchen= uebersetzt von heinrich conrad= teil 16= 12 wpm= 60 bpm= uebertragen von dm3da mit ebook2cw keawe aber war eine last von seiner seele los= jetzt, da er sein geheimnis mit einem anderen menschen teilte und hoffnung vor sich sah, da schien er ein neuer mensch geworden zu sein= seine fuesse traten leicht auf die erde, und das atmen war ihm wieder eine wonne. aber immer noch lauerte grauen an seinen ellbogen= immer und immer wieder, wie der wind eine kerze ausblaest, starb in ihm die hoffnung, und er sah die flammen zuengeln und die rote glut in der hoelle brennen. sie verbreiteten in der gegend das geruecht, dass sie eine vergnuegungsreise nach den staaten machten= das kam den leuten sonderbar vor und war doch nicht so sonderbar wie die wahrheit, wenn einer haette die erraten koennen= so fuhren sie denn nach honolulu mit der hall und von da auf der umatilla nach san franzisko mit einem haufen weisser leute, und in san franzisko machten sie die ueberfahrt auf der postbrigantine tropic bird nach papeete, dem hauptort der franzosen auf den suedsee inseln. dort kamen sie nach einer angenehmen reise an einem schoenen tage an und sahen das riff mit der schaeumenden brandung, und motuiti mit seinen palmen, und den schoner, der auf der reede lag, und die weissen haeuser der stadt unten am strande entlang unter gruenen baeumen, und in der hoehe die berge und die wolken von tahiti, der insel der weissen. und die leute sagten ihnen, das weiseste sei, ein haus zu mieten. das taten sie auch und nahmen eins gegenueber dem britischen konsulat, gaben auf protzige weise viel geld aus und taten sich hervor mit schoenen wagen und pferden. dies konnten sie sich leisten, solange sie die flasche in ihrem besitz hatten. denn kokua war kuehner als keawe und verlangte, sooft sie lust hatte, von dem teufelchen zwanzig oder auch hundert dollar. so wurden sie denn bald in der stadt viel bemerkt= und die fremden von hawaii, ihr reiten und ihr fahren, kokuas schoene holokus und kostbare spitzen wurden das stadtgespraech. mit der sprache von tahiti wurden sie nach dem allerersten anfang ganz gut fertig= sie aehnelt in der tat dem hawaiischen, nur dass gewisse buchstaben anders sind= und sobald sie sich einigermassen gewandt ausdruecken konnten, begannen sie sich um den verkauf der flasche zu bemuehen. nun muss man bedenken, dass das nicht so leicht zu machen war= es war nicht so einfach, leute dahin zu bringen, dass sie es fuer ernst hielten, wenn man sich erbot, fuer vier centimes ihnen die quelle von wohlergehen und unerschoepflichem reichtum zu verkaufen. ausserdem war es notwendig, die gefahren der flasche deutlich zu nennen. so kam es denn, dass einige ueberhaupt nicht an die ganze geschichte glaubten und sie auslachten, andere aber um so mehr an die dunklere seite dachten, ernste gesichter machten und sich von keawe und kokua zurueckzogen, als von menschen, die mit dem teufel zu tun haetten. anstatt boden zu gewinnen, begannen die beiden zu bemerken, dass man in der stadt ihnen auswich= die kinder liefen schreiend vor ihnen davon= fuer kokua etwas unertraegliches= katholiken bekreuzigten sich, wenn sie voruebergingen= und alle menschen wichen wie auf verabredung ihren freundlichkeiten aus. da kam niedergeschlagenheit ueber sie. nach der muehsal eines tages sassen sie abends in ihrem neuen hause und sprachen kein wort miteinander, aber das schweigen wurde dadurch gebrochen, dass kokua ploetzlich laut aufschluchzte= manchmal beteten sie miteinander= manchmal holten sie ihre flasche hervor, stellten sie auf den boden und sassen den ganzen abend und sahen zu, wie der schatten in der mitte tanzte. dann hatten sie angst, zu bett zu gehen. eis dauerte lange, bis schlaf zu ihnen kam, und wenn eines von ihnen eingeschlummert war und dann aufwachte, fand es das andere, wie es stumm im finstern weinte= oder auch, das andere war aus dem hause geflohen und aus der nachbarschaft der flasche, um unter den bananen im gaertchen auf und ab zu gehen oder im mondschein am strande zu wandern. so war es eines nachts, als kokua erwachte. keawe war fort. sie fuehlte im bett nach ihm, und sein platz war kalt. da befiel sie furcht, und sie richtete sich im bett auf. ein bisschen mondschein drang durch die ritzen der laeden ein, das zimmer war hell, und sie konnte die flasche auf dem fussboden sehen. draussen wehte ein starker wind, die grossen baeume in der allee rauschten und aechzten laut, und die abgefallenen blaetter raschelten auf der veranda.