v v v robert louis stevenson= das flaschenteufelchen= uebersetzt von heinrich conrad= teil 17= 13 wpm= 65 bpm= uebertragen von dm3da mit ebook2cw in all diesen geraeuschen hoerte kokua einen anderen ton= ob er von einem tier oder von einem menschen ausging, konnte sie kaum sagen, aber der ton war todestraurig und schnitt ihr in die seele. leise stand sie auf, oeffnete die tuer ein wenig und sah hinaus auf den mondhellen garten. da lag keawe unter den bananen, den mund in den staub gedrueckt, und wie er so lag, stoehnte er. kokuas erster gedanke war, hinauszulaufen und ihn zu troesten= aber ihr zweiter gedanke hielt sie mit macht zurueck. keawe hatte sich vor seiner frau wie ein tapferer mann gehalten= es geziemte ihr nicht, in der stunde seiner schwachheit ihn zu beschaemen. mit diesem gedanken ging sie in das haus zurueck= himmel= sagte sie bei sich selber= wie gedankenlos bin ich gewesen= wie schwach= nicht ich, sondern er schwebt in dieser ewigen gefahr= er, nicht ich, nahm den fluch auf seine seele. um meinetwillen, aus liebe zu einem geschoepf, das so wenig wert ist und so wenig helfen kann, sieht er jetzt die flammen der hoelle vor sich= ja, riecht schon ihren qualm, wie er da draussen liegt in sturm und mondschein. bin ich so stumpfsinnig, dass ich bis jetzt niemals meine pflicht geahnt habe, oder sah ich sie schon vorher und schob sie beiseite? aber nun will ich wenigstens meine seele in beide haende meiner liebe nehmen= jetzt nehme ich abschied von den weissen stufen zum himmel und den wartenden gesichtern meiner freunde. liebe um liebe= und moege meine liebe keawes liebe gleich sein= seele um seele= lass es die meinige sein, die zugrunde geht= sie war ein flinkes, behendes weib und schnell mit ihrem anzug fertig. sie nahm in ihre hand das wechselgeld= die kostbaren centimestuecke, die sie immer bereithielten= denn diese muenze ist wenig im gebrauch, und sie hatten sich bei einer amtlichen stelle damit versehen. als sie draussen in der allee war, trieb der wind wolken heran, und der mond verdunkelte sich= die stadt lag im schlaf, und sie wusste nicht, wohin sie gehen sollte, bis sie im schatten der baeume einen menschen husten hoerte= alter mann= sagte kokua= was suchst du hier draussen in der kalten nacht?= der alte mann konnte vor husten kaum sprechen, aber sie verstand schliesslich so viel, dass er alt und arm war und fremd auf der insel= willst du mir einen dienst erweisen?= sagte kokua= als ein fremdling dem anderen und als ein alter mann einem jungen weibe= willst du einer tochter hawaiis helfen?= oho= sagte der alte mann= so bist du die hexe von den acht inseln und suchst sogar meine arme seele zu umstricken? aber ich habe von dir gehoert und spotte deiner suendhaften lockung= setz dich hierher= sagte kokua= und lass mich dir eine geschichte erzaehlen= und sie erzaehlte ihm die geschichte von keawe, vom anfang bis zum ende, und so schloss sie:= nun, ich bin seine frau, die er mit dem heil seiner seele erkauft hat. was koennte ich tun? wenn ich selber zu ihm ginge und ihm anboete, die flasche zu kaufen, wuerde er nein sagen. aber wenn du gehst= dann wird er sie bereitwillig verkaufen. ich will hier auf dich warten= du kaufst sie fuer 4 centimes, und ich kaufe sie dir fuer 3 wieder ab. und der herrgott gebe einem armen maedchen kraft= wenn du mit falschem herzen redest= sagte der alte mann =so glaube ich, gott wuerde dich auf der stelle sterben lassen= das wuerde er= verlass dich drauf, das wuerde er= ich koennte nicht verraeterisch sein= gott wuerde es nicht leiden= gib mir die vier centimes und warte hier auf mich=, sagte der alte mann. als nun kokua allein auf der strasse stand, erstarrte ihre seele. der wind heulte in den baeumen, und ihr kam es vor, wie wenn es das rauschen der hoellenflammen waere= die schatten schwankten im licht der strassenlaterne, und sie kamen ihr vor wie haende boeser geister, die nach ihr griffen. haette sie die kraft gehabt, so haette sie weglaufen muessen, und haette sie den atem gehabt, so haette sie laut schreien muessen= aber wirklich, sie konnte weder das eine noch das andere und stand und zitterte da in der allee wie ein geaengstigtes kind. dann sah sie den alten mann zurueckkommen, und er hielt die flasche in seiner hand =ich habe nach deinem wunsch getan= sagte er= als ich deinen mann verliess, weinte er wie ein kind= heute nacht wird er ruhig schlafen.