v v v robert louis stevenson= das flaschenteufelchen= uebersetzt von heinrich conrad= teil 18= 13 wpm= 65 bpm= uebertragen von dm3da mit ebook2cw er hielt ihr die flasche hin= bevor du sie mir gibst= sagte kokua keuchend= nimm das gute mit dem boesen= verlange von deinem husten befreit zu werden= ich bin ein alter mann= erwiderte er= und zu nahe am tor des grabes, um vom teufel eine gunst anzunehmen. aber was ist dies? warum nimmst du nicht die flasche? zoegerst du?= nichts von zoegern= rief kokua= ich bin nur schwach. goenne mir einen augenblick noch. es ist nur meine hand, die widerstrebt= mein fleisch schreckt zurueck vor dem verfluchten ding. einen augenblick nur= der alte mann sah kokua freundlich an= dann sagte er: =armes kind= du hast angst= deine seele taeuscht dich. wohlan, lass mich die flasche behalten. ich bin alt und kann in dieser welt nicht mehr gluecklich sein, und was in der naechsten== gib sie mir= keuchte kokua= hier ist dein geld. denkst du, ich bin so gemein? gib mir die flasche= gott segne dich, kind= sagte der alte. kokua verbarg die flasche unter dem holoku, sagte dem alten mann lebewohl und ging den baumgang entlang, es war ihr gleichgueltig, wohin. denn alle wege waren fuer sie jetzt gleich= sie fuehrten alle in die hoelle. manchmal ging sie, manchmal lief sie, manchmal schrie sie laut in die nacht hinaus, manchmal lag sie im strassenstaub und weinte. alles, was sie von der hoelle gehoert hatte, fiel ihr ein= sie sah die flammen lodern und roch den qualm, und ihr fleisch verfiel auf den gluehenden kohlen. als es fast morgen war, kam sie wieder zur besinnung und ging zu ihrem haus zurueck. es war genau, wie der alte mann gesagt hatte: keawe schlummerte wie ein kind. kokua stand da, starrte auf sein antlitz und sagte:= jetzt, mein gatte, kannst du schlafen. wenn du erwachst, kannst du singen und lachen. aber die arme kokua, die nichts boeses dachte = ach= fuer die arme kokua gibt es keinen schlaf mehr, kein singen mehr, keine freude mehr= weder auf erden noch im himmel= und sie legte sich in das bett an seine seite, und ihr elend war so gross, dass sie augenblicklich in einen tiefen schlaf verfiel. spaet am morgen weckte ihr gatte sie auf und erzaehlte ihr die gute nachricht. er war anscheinend ganz wahnsinnig vor entzuecken, denn er achtete gar nicht auf ihren kummer, obgleich sie diesen nur schlecht verhehlen konnte. die worte blieben ihr in der kehle stecken= keawe sprach genug fuer beide. sie ass keinen bissen, aber wer haette das bemerken sollen? keawe leerte die ganze schuessel. kokua sah und hoerte ihn wie etwas sonderbares in einem traum= zeitweise vergass sie ihr unglueck oder zweifelte daran und legte ihre haende auf die stirne= dass sie selber sich verdammt wusste und dabei ihren gatten schwatzen hoerte, erschien so ungeheuerlich. die ganze weile ass keawe, plauderte, machte plaene fuer ihre rueckfahrt und dankte ihr dafuer, dass sie ihn gerettet habe, schmeichelte ihr und nannte sie die treue helferin, die schliesslich doch rat gewusst habe. er lachte ueber den alten mann, der so dumm gewesen waere, die flasche zu kaufen= er sah aus wie ein wuerdiger alter mann= sagte keawe= aber kein mensch kann nach dem aeusseren schein urteilen= denn wozu wollte der alte schuft die flasche haben?= lieber mann=, sagte kokua bescheiden= seine absicht ist vielleicht gut gewesen= keawe lachte aergerlich und rief:= papperlapapp= ein alter schuft war er, sage ich dir= und ein alter esel dazu= denn es war schwer genug, die flasche fuer 4 centimes zu verkaufen= und fuer 3, das wird ganz unmoeglich sein. es ist nicht mehr spielraum genug, das ding beginnt schon sengerig zu riechen= brrr= sagte er und schauderte. =allerdings kaufte ich selber sie fuer einen cent, als ich nicht wusste, dass es kleinere muenzen gebe. ich lief wie ein narr herum und fand keinen kaeufer= du hattest mehr glueck= aber niemals wird noch einer gefunden werden= und wer die flasche jetzt hat, der wird mit ihr zur hoelle fahren= o mein gatte= sagte kokua= ist es nicht schrecklich, sich selber durch das ewige verderben eines anderen zu retten? mir scheint, ich koennte darueber nicht lachen. ich wuerde mich demuetig fuehlen. ich wuerde voll trauer sein. ich wuerde fuer den armen menschen beten, der die flasche hat.= da wurde keawe noch aergerlicher, weil er die wahrheit ihrer worte fuehlte, und er rief:= firlefanz= du magst voll trauer sein, wenn du lust hast. aber ein gutes weib denkt nicht so= wenn du ueberhaupt an mich daechtest, wuerdest du dich jetzt schaemen= hierauf ging er aus, und kokua war allein. welche aussicht hatte sie, die flasche fuer 3 centimes zu verkaufen? keine= das sah sie klar und deutlich.