v v v robert louis stevenson= das flaschenteufelchen= uebersetzt von heinrich conrad= teil 19= 14 wpm= 70 bpm= uebertragen von dm3da mit ebook2cw und wenn sie auch eine aussicht haette= ihr mann nahm sie ja in aller eile mit nach einem lande, wo es keine kleinere muenze gab als einen cent. und hier= an dem morgen ihrer selbstopferung= lief ihr gatte von ihr weg und schalt sie aus= sie wollte nicht einmal versuchen, die zeit auszunutzen, die sie noch hatte, sondern sass zu hause. bald holte sie die flasche hervor und sah sie in unaussprechlicher angst an. bald verbarg sie sie voll ekel an irgendeinem ort, wo sie sie nicht sah. nach einer zeit kam keawe heim und sagte ihr, sie solle mit ihm spazierenfahren.= mein gatte= antwortete sie= ich bin krank, mir ist nicht gut zumute. entschuldige mich= ich kann an keine vergnuegungen denken= da wurde keawe noch zorniger. auf sie, weil er glaubte, sie denke nur noch ueber das geschick des alten mannes nach. auf sich selber, weil er ihr eigentlich recht gab und weil er sich schaemte, so gluecklich zu sein= das ist deine treue= rief er =das ist deine liebe= dein gatte ist gerade eben von ewigem verderben errettet, das er nur deinetwillen auf sich nahm= und du kannst nic ht an vergnuegen denken= kokua, du hast kein aufrichtiges herz= wuetend lief er wieder weg und zog den ganzen tag in der stadt herum. er traf freunde und zechte mit ihnen= sie nahmen einen wagen und fuhren aufs land und zechten dort auch wieder. die ganze zeit ueber wars keawe unbehaglich zumute, weil er sich vergnuegte, waehrend seine frau traurig seinem herzen wusste, dass sie mehr im recht war als er= und weil er das wusste, trank er um so mehr. nun war unter den zechern, die mit ihm tranken, auch ein roher mensch, ein weisser, der frueher bootsmann auf einem walfischfaenger gewesen war, ein landstreicher, goldgraeber, galgenvogel, ein gemein denkender, dreckschnauziger kerl. er soff und freute sich, wenn er andere betrunken sah, und er draengte keawe zum trinken. bald hatte die ganze gesellschaft kein geld mehr. da rief der bootsmann:= hoer mal, du= du bist ja reich= hast es wenigstens fortwaehrend gesagt. du hast ne flasche oder so nen affenkram= ja= sagte keawe= ich bin reich= ich will in die stadt gehen und etwas geld von meiner frau holen= sie hat es in verwahrung= das ist unsinn, maat= sagte der bootsmann =traue niemals einem unterrock mit den dollars= sie sind alle so falsch wie wasser= halte lieber ein auge auf sie= nun, dieses wort machte eindruck auf keawe= denn er war von all dem trinken nicht mehr ganz klar im kopf= und er dachte:= ich sollte mich allerdings nicht wundern, wenn sie falsch waere= warum waere sie sonst so niedergeschlagen, da ich doch erloest bin? aber ich will ihr zeigen, dass ich nicht der mann bin, mit mir spassen zu lassen= ich will sie auf frischer tat ertappen= sie gingen demgemaess nach der stadt zurueck. keawe sagte dem bootsmann, er solle an der ecke, beim alten gefaengnis, auf ihn warten und ging allein die allee hinauf bis an die tuer seines hauses. es war wieder abend geworden= drinnen war licht, aber kein laut war zu hoeren, und keawe schlich um die ecke, oeffnete sachte die hintertuer und sah hinein. da sass kokua auf dem fussboden, die lampe neben ihr, vor ihr stand eine milchweisse flasche mit einem runden bauch und einem langen hals= und kokua sah die flasche an und rang die haende. lange zeit stand keawe da in der tuer und schaute. erst war er so verbluefft, dass er nicht denken konnte= dann kam angst ueber ihn, der handel sei nicht richtig gewesen und die flasche wieder zu ihm zurueckgekommen wie damals in san franzisko. und da zitterten ihm die knie, und die duenste des weines verflogen aus seinem kopf wie nebel von einem fluss am morgen. und dann hatte er einen anderen gedanken, und das war ein seltsamer, der die wangen ergluehen machte. und er sagte zu sich selber:= hierueber muss ich gewissheit haben= so schloss er die tuer, ging leise wieder um die hausecke und trat dann geraeuschvoll in den garten, wie wenn er gerade eben nach hause gekommen waere= und siehe da= als er die haustuer oeffnete, war keine flasche zu sehen, kokua sass auf einem stuhl und fuhr empor wie ein mensch, der aus dem schlaf geweckt wird.= ich habe den ganzen tag gezecht und bin lustig gewesen= sagte keawe= ich war mit guten gesellen zusammen und bin bloss gekommen, mir geld zu holen.